Interview Anke Rehlinger: Einfach machen
Wie denkt Wirschaftsministerin Anke Rehlinger über Frauen in Führung, Fachkräftesicherung und Arbeitwelt 4.0 für den Wirtschaftsstandort Saarland? ➔ Anke Rehlinger im Interview!
In meinem ersten Blogbeitrag habe ich über die Kompetenzen in der Arbeitswelt 4.0 geschrieben – speziell über die Kompetenzen aus privaten Lernorten und die Übertragung auf den Arbeitsplatz. Es zeigte sich, dass viele der Kompetenzen, die Mitarbeiter/-innen aus privaten Lernorten, wie z. B. der Elternschaft, der Pflege von Angehörigen oder durch Ehrenämter, erwerben, eben jenen Kompetenzen entsprechen, die für die Arbeitswelt 4.o benötigt werden!
Nun habe ich mich der Frage gewidmet, wie Kompetenzen im Unternehmen sichtbar(er) werden und was die Mitarbeiter/-innen und Unternehmen hierfür tun können.
Insbesondere im Hinblick auf die neue Arbeitswelt, den Abbau, aber auch die Entwicklung von neuen Jobs, ist es m. E. essentiell, Kompetenzen im Hause sichtbar zu machen.
Um mich der Antwort der Fragen zu nähern, habe ich erfahrene Personen interviewt:
Wenn man sich der Frage annähern möchte, wie man Kompetenzen im Unternehmen sichtbar machen kann, so fragt man sich zwangsläufig auch, wer denn für die Sichtbarkeit von Kompetenzen zuständig ist. Sind es die Mitarbeiter/-innen selbst oder sind es die Unternehmen, also die Führungskräfte oder gar beide?
Und wenn es um die Sichtbarkeit geht, dann braucht man da eine wahre Expertin, eine, die selbst auf eine äußerst effektive und eindrucksvolle Art sichtbar ist und ihre Erfahrungen mit uns teilt: Anna-Lena Müller!
Sie war als Communications Manager Digital Transformation und Head of Digital Channels für Microsoft Deutschland in München tätig. Heute arbeitet sie als Platform Strategy Global Content Hub bei der Volkswagen AG und ist Alumna der Nachwuchsinitiative #30u30. Uns ist sie natürlich auch bekannt als @froileinmueller.
„Es ist wichtig, dass Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sich ihrer fachlichen und außerfachlichen Kompetenzen bewusst werden, um sie sichtbar machen zu können. Sie können über das, was sie gut können, sprechen und so darauf aufmerksam machen, was sie aus persönlichem und privatem Engagement auch für die Arbeitswelt mitbringen. Unternehmen sollten dafür geeignete Rahmenbedingungen und eine entsprechende Umgebung schaffen. Dazu gehört auch, dass sowohl Kolleginnen und Kollegen als auch Führungskräfte außerberufliches Engagement schätzen.
In der Arbeitswelt 4.0 brauchen Unternehmen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit Hardskills UND Softskills wie Teamfähigkeit, Selbstmanagement und -Organisation sowie Empathie.
Das Bewusstsein und die Bedeutung für Kompetenzen aus privaten Lernorten ist aktuell noch nicht in vielen Unternehmen so groß, aber ich habe die Hoffnung, dass das kommen wird!“
In meine Twitterblase lese ich jeden Tag inspirierende Beiträge über die Erfahrungen und Veränderungen, die „meine“ Twitteraner durch die Methode Working Out Loud erleben. Es wird deutlich, welche Veränderungen sie durchlaufen und welche Erkenntnisse sie hierbei erzielen. Schnell werden Kompetenzen – ob bewusst oder unbewusst – sichtbar. Ist Working Out Loud (WOL) daher eine gute Methode, um Kompetenzen im Unternehmen sichtbar zu machen? Wenn man in Deutschland über WOL sprechen möchte, dann kann man nur eine befragen: Katharina Krentz!
Sie ist bei der Robert Bosch GmbH als Senior Consultant New Work & Digital Collboration und Lead Working Out Initiative tätig. Dabei ist sie verantwortlich für digitale Arbeitsmethoden, d. h. sie konzentriert sich auf community- und netzwerkbasierte Zusammenarbeit (WOL). 2015 hat sie die WOL-Initiative bei Bosch gestartet.
„Wir müssen ein Bewusstsein dafür schaffen, dass sich Mitarbeiter/-innen selbst sichtbar machen und ihre Kompetenzen den Führungskräften, dem gesamten Unternehmen, aber auch ihrem Netzwerk verdeutlichen. Das kann durch unterschiedliche Maßnahmen erfolgen.
Die Working Out Loud-Methode eignet sich hervorragend, um eigene Ziele zu erreichen, sich selbst besser zu vernetzen, zu hinterfragen, an seinen Kompetenzen zu arbeiten und andere von seinen Erfolgen, Erkenntnissen und Kompetenzen zu berichten.
Bei der Robert Bosch GmbH gibt es beispielsweise „innovation teams“, die bestimmte Innovationen verfolgen. Die Aufnahme in einem solchen Team erfolgt ausschließlich über die Kompetenzen, die Mitarbeiter/-innen bewerben. Hierfür benötigen die Mitarbeiter/-innen die Reflexion ihrer Kompetenzen.“
Ja warum ist es eigentlich so wichtig, dass Kompetenzen im Unternehmen sichtbar werden? Warum verfolgen das bereits so viele Unternehmen? Darauf kann uns unsere nächste Expertin, Dr. Dagmar Weßler-Poßberg, einstimmen.
Sie arbeitet als Senior Projektleiterin bei der Prognos AG und hat 2006 in einem multidisziplinären Team am Projekt „Continuo – eine hypothesenbegleitete Sammlung und Bestimmung von Merkmalen von Personen mit diskontinuierlichen Erwerbsverläufen“ mitgewirkt. Heute hat Frau Weßler-Poßberg ihre Arbeitsschwerpunkte in der Prozessgestaltung, Koordination und Begleitungen von Programmen der Bundes- und Landespolitik und in der Wirtschaft. Ihre Beratungsfelder sind betriebliche und politische Maßnahmen in den Themenfeldern Work Life-Balance, Gleichstellung und Diversity.
Unternehmen wird bald bewusst werden, dass es die Arbeit, wie sie einmal war, nicht mehr gibt; sie ist nicht mehr die Realität! Es werden neue Kompetenzen gefragt sein. Dabei muss nicht alles neu erlernt werden, sondern uns im ersten Schritt bewusster werden.
Zur Sichtbarkeit von Kompetenzen in Unternehmen ist es wichtig, dass sich Mitarbeiter/-innen selbst hinterfragen: Was bringe ich für Kompetenzen mit und woher kommen diese? Erst wenn den Mitarbeiter/-innen und den Unternehmen die vorhandenen Kompetenzen bewusst werden, sollten Maßnahmen hinsichtlich der Weiterentwicklung von Kompetenzen aufgestellt werden.
Ich finde es gut, wenn Mitarbeiter/-innen und ihre Kompetenzen ggf. durch einen internen Blog oder Intranet vorgestellt werden, sodass auch andere Mitarbeiter/-innen erkennen, dass in uns allen Kompetenzen stecken.
Daher denke ich, dass der Erwerb von Kompetenzen aus privaten Lernorten zukünftig noch mehr an Bedeutung gewinnen wird!
Unser nächster Experte, Torsten-Roman Jacke, kann uns ein Beispiel nennen, warum die Sichtbarkeit von Kompetenzen im Unternehmen so wichtig ist und wie ein weiterer Ansatzpunkt von Unternehmen aussehen könnte.
Torsten-Roman Jacke ist Gesellschafter von Aktivist 42 und bietet „Hidden Talents in Organizations“ eine Plattform und unterstützt Unternehmen und Organisationen, ihr ganzes vorhandenes Potential zu erkennen und zu entfalten.
Ferner engagiert er sich im Beraternetzwerk „die Ermöglicher“. Das Beraternetzwerk unterstützt Unternehmen u. a. durch die Ausbildung interner Organisations-Counselor.
„Meines Erachtens wird die Bedeutung bzgl. des Erwerbs von Kompetenzen aus privaten Lernorten steigen, denn es werden zukünftig durch die Digitalisierung und Arbeitswelt 4.0 Stellen im Unternehmen wegfallen und dann werden und müssen die Mitarbeiter/-innen nach ihren Kompetenzen woanders eingesetzt werden.
Diese Kompetenzen lassen sich nicht in Zahlen bemessen, aber anhand der Motivation, Produktivität und der Arbeitsunfähigkeitsquote.
Hoch sensible (sog. „Hidden Talents in Organizations“) oder introvertierte Mitarbeiter/-innen haben es dabei schwerer, zu zeigen, was sie können.
Zur Sichtbarkeit von Kompetenzen bieten wird den Unternehmen an, Mitarbeiter/-innen zu Organisations-Counselor auszubilden. Diese Mitarbeiter/-innen erkennen Kompetenzen im Unternehmen und kommunizieren das mit den entsprechenden Führungskräften.“
Bisher sprachen wir von der Sichtbarkeit von Kompetenzen. Sind es tatsächlich nur die Kompetenzen oder kann ggf. alles eingebracht werden, was uns begeistert? Dieser Frage geht unser nächster Experte nach: Tilmann Mißfeldt!
Tilmann Mißfeldt ist Manager Business Development bei Comspace GmbH & Co. KG und Initiator von Talee – talented employee network. Hier unterstützt er Unternehmen, ihre Talente im Unternehmen sichtbarer zu machen, Mitarbeiter/-innen zu vernetzen und die Unternehmenskultur zu gestalten.
„Über den Erfahrungsaustausch, also dem Teilen von Erfahrungen, dem Reflektierten von Herausforderungen und dem Scheitern erkennen wir den Wert unserer Entwicklungen und auch unserer Kompetenzen.
Mitarbeiter/-innen müssen das Bewusstsein entwickeln: Du kannst viel mehr, als Du glaubst. Vertraue auf Deine Kompetenzen und auf das, was Dich begeistert.
Zur Sichtbarkeit von Kompetenzen ermöglichen wir unseren Mitarbeiter/-innen, auf Basis ihrer Kompetenzen und auch ihrer Leidenschaften z. B.
Es sind noch einige Bretter zu bohren, um das Bewusstsein für Kompetenzen und auch den Respekt vor den Lebensleistungen der Mitarbeiter/-innen in Unternehmen zu erreichen!“
Es lässt sich zusammenfassen, dass es die Arbeit, wie wir sie kennen, zukünftig nicht mehr geben wird. Die Digitalisierung verändert unsere Vorstellungen von dem, was wir unter Arbeit verstehen und deren Bedingungen. Es werden einerseits Stellen in Unternehmen wegfallen, aber auch neue entstehen – es bilden sich neue Chancen und Herausforderungen.
Hierfür ist von besonderer Bedeutung: Mitarbeiter/-innen und Unternehmen müssen das Bewusstsein erlangen, dass die Sichtbarkeit von Kompetenzen in der neuen Arbeitswelt essentiell ist!
Ich freue mich auf das End-Statement einer ganz besonderen Koryphäe auf dem Gebiet New Work: Nadine Nobile!
Sie ist Gründerin von CO:X und Initiatorin von New Work Women. Sie begleitet Menschen in Unternehmen dabei, neue und vor allem eigene Wege zu finden, um ihre Zukunft in einem dynamischen Umfeld aktiv mitzugestalten. Die Erschließung vorhandener Potentiale, Talente und Erfahrungen spielt dabei für sie die entscheidende Rolle.
„In jeder Organisation und jedem Unternehmen schlummert ein großer, kostbarer Schatz! Ein Schatz von Ideen, Talenten und Potentialen, der nur darauf wartet, gehoben zu werden.“
Bildquellen:
Wie denkt Wirschaftsministerin Anke Rehlinger über Frauen in Führung, Fachkräftesicherung und Arbeitwelt 4.0 für den Wirtschaftsstandort Saarland? ➔ Anke Rehlinger im Interview!
Der Begriff der Kompetenzen gewinnt in der Arbeitswelt 4.0 eine immer größere Bedeutung: Wir stehen mit der Digitalisierung einem tiefgreifenden Wandel in der Gesellschaft, Technologien, Innovationen…